Welche Fähigkeiten muss ein Vorschulkind haben - oder was seine Basisfähigkeiten sind
Das Ende des Kindergartens
Jedes Kind ist individuell. Geprägt durch sein Umfeld und Erziehung, Erlebnisse und einem dicken Rucksack voller Fähigkeit. Und doch sind Kinder trotz desselben biologischen Alters in ihrer kognitiven, motorischen und emotionalen Entwicklung stets unterschiedlich. In vielen empirischen Studien bei Vorschulkindern ist belegt, dass die Lernvoraussetzungen im Vorschulalter in der Entwicklung teils zwei bis drei Jahre auseinander gehen. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo um bestimmte Dinge zu erlernen – was manches Kind schon mit fünf Jahren kann, lernt ein anderes erst mit sieben.
Kinder haben eine unglaubliche Auffassungsgabe und brauchen vielfältige Anregung. Die gute Nachricht: Jedes Kind will lernen! Das gilt es zu erhalten und zu fördern. Im Umfeld der Früherziehung übernimmt viele Aufgaben der Kindergarten, die Krabbelgruppe oder das private Umfeld - aber die Hauptverantwortung liegt bei den Eltern. Und das ist auch gut so.
Nun hat sich über die Jahre herausgestellt, das zu Beginn des letzten Halbjahres der Grundschule viele Eltern mit der Aufgabe konfrontiert
sind, das ihr Kind möglicherweise versetzungsgefährdet ist. Ab diesem Moment scheint eine unsichtbare Uhr zu ticken, da die gesamte Zukunft gefährdet zu sein scheint. Häufig wird dann empfohlen mit dem Kind eine Ergotherapie aufzusuchen. Aber warum eigentlich? …..
Für die Betrachtung der Schulvoraussetzungen bei einem Vorschulkind sind verschiedene Kompetenzbereiche wichtig. Diese werden in der Regel durch die Lehrkräfte nach einem Regelwerk beurteilt. Durch diese Beurteilung fällt dann erstmalig schriftlich auf, das es womöglich für den anstehenden Schulwechsel Hausaufgaben für Kind und Familie gibt. Und genau hier setzt ein Bereich der Ergotherapie an…
Hier gibt es im Wesentlichen 4 Bereiche, die sich in Sprach-, Sozial-, Kognitiv- sowie Motorik-Kompetenzen unterteilen.
"Veränderung braucht Begleitung, nicht Widerstand. Der Wechsel beinhaltet ebenso Aufgaben für Eltern und das soziale Umfeld."
1. BILD-/SPRACHKOMPETENZ
Sich mitzuteilen bedeutet auch am Leben in der Gesellschaft teilzunehmen. Somit die Sprachkompetenz ein überaus wichtiger Teil in der Entwicklung. Durch einen reichhaltigen Wortschatz kann das Kind vollständige Sätze bilden und nimmt an Gesprächen teil. Seine Erzählungen ähneln immer mehr denen eines Erwachsenen.
Die wichtigste Entwicklung zwischen 4-6 Jahren (Ausformung der Sprache und des Sprechens):
WAS DAS KIND JETZT KANN
- Das Kind versteht längere Aufträge, komplexe Sätze und Zusammenhänge und kann alltäglichen Gesprächen folgen.
- Der Wortschatz wächst auf 5000 Wörter an.
- Das Kind zählt mindestens bis 10 und benennt sicher die Farben.
- Die Grammatik und der Satzbau gleicht immer mehr der Erwachsenensprache
- Es erzählt Geschichten.
- Alle Laute (außer /s,z/)können mit 5 Jahren korrekt gebildet werden!
- Es bewegt sich sprachlich sicher im sozialen Umfeld
- Es erzählt frei, nimmt teil und adaptiert Erfahrungen und bringt diese selbstbewusst ein
EINE ERGOTHERAPIE GREIFT, WENN FOLGENDES NOCH NICHT ODER NUR TEILWEISE ERREICHT WIRD
- Obig genannte Fähigkeiten sind nur wenig vorhanden
- Der Wortschatz ist gering. Das Kind kann z.B. Wörter nicht oder nur unspezifischen benennen und / oder verwechselt ähnliche Wörter
- Der Wortschatz wächst nicht weiter an.
- Die Konzentration hält nur eine geringe Zeit an.
- Der Satzbau ist nicht korrekt. Das Kind lässt in Sätzen Wörter aus, spricht kurze Sätze und / oder bildet keine Nebensätze.
- Die Sätze sind grammatisch nicht korrekt.
- Das Kind kann Geschichten / Zusammenhänge / Ereignisse nicht oder nur schwer wieder geben.
- Das Kind spricht Laute oder Konsonantenverbindungen nicht korrekt. Alle Laute müssen mit fünf Jahren nun korrekt sein! „Lispeln“ kann bis zum Zahnwechsel noch toleriert werden.
2. SOZIALE-/EMOTIONALE KOMPETENZ
Es handelt sich um die Fähigkeit sich mitzuteilen und aktiv am Leben teilzuhaben. Im Rahmen der Vorschule wird hier von der schulische Basisfähigkeiten, sowie der sozialen und emotionalen Kompetenzen gesprochen.
Ein Vorschulkind sollte in der Lage sein über über sich und sein enges Umfeld Auskunft zu geben. Dazu gehört beispielsweise sein
- Name, Adresse
- der eigene Geburtstag
- das Aufzählen der Familienmitglieder und wichtigen Freunden
- von Lieblingsdingen, um diese auch zu erklären
Ebenso der Umgang miteinander, sich selbstbestimmt zu begrüßen und zu verabschieden, bilden einen Rahmen sich selbst zu behaupten und zu fühlen.
Zur sozial-emotionalen Kompetenz gehört es, dass das Kind Bitte und Danke im richtigen Moment sagen kann und sich bei Fehlern selbst entschuldigt. Des Weiteren ist für das Kind das Senden von Stop- oder Ich-Botschaften bei Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten, wie zum Beispiel: „Mein Körper gehört mir“, „Ich möchte das nicht“ oder „Ich brauche Hilfe“.
Das Vorschulkind sollte Spiele und ihre Regeln beherrschen und über eine gewisse Frustrationstoleranz verfügen.
3. MATHEMATISCHE KOMPETENZ
Der sicherere Umgang mit Formen und Farben ist eine wichtige Voraussetzung im Grundschulalltag gut teilnehmen zu können. So sollte ein Vorschulkind in der Lage sein sich 2-3 Aufgaben zu merken und diese auch auszuführen, sowie einfache Lerntechniken kennen und diese auch im Bedarfsmoment anwenden können.
- Es sollte Formen und Farben erkennen, benennen und zuordnen können.
- Es sollte Muster nachzeichnen, vervollständigen und erweitern.
- Ein Kind im Vorschulalter die Mengen bis 6 simultan ohne Nachzählen zu müssen erkennen.
Es sollte eine Vorstellung über sich und seine Umwelt haben - dazu gehören Grundkenntnisse über die Natur und die Welt. Dazu zählen beispielsweise Jahreszeiten und ihre Besonderheiten, vielleicht sogar die kalendarischen Monate und wo sich diese im Jahr wieder finden. Es kennt verschiedene Fest- und Feiertage und eventuell sogar schon ihre Bedeutung.
Das Vorschulkind kann sich im Raum orientieren: was befindet sich über…, unter, neben, auf, hinter, rechts, links von.
Das Vorschulkind kann Reimwörter mit und ohne Hilfe von Bildern bilden, wie beispielsweise: Hase – Nase, Hose – Rose, Hupe – Lupe. Das Heraushören der Anlaute, Inlaute und Schlusslaute ist eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Lesen und Schreiben-Lernen.
4. MOTORISCHE KOMPETENZ
Eine gute Grobmotorik ist die Grundvoraussetzung für eine saubere Feinmotorik. Ein Vorschulkind braucht vielfältige Bewegungserfahrungen, wie Balancieren, das Hüpfen mit geschlossenen Beinen, Wechselschritt oder das Zielwerfen mit einem Ball sind wichtige Basics für den Schulanfang.
Es ist wichtig, dass ein Vorschulkind den Stift richtig im 3-Punkt-Griff halten kann. Damit gelingt das genaue Nachspuren von Linien, das eine Voraussetzung für das Schreiben in Zeilen ist. Auch lassen sich mit richtiger Stifthaltung Flächen und Bilder schneller und sauberer ausmalen.
Es ist sinnvoll, dass das Kind über die Feinmotorik verfügt, mit verschiedenen Schreibwerkzeugen zu malen oder zu schreiben.
Das Beherrschen einer Schere, das Schneiden an einer Linie, genaues Falten nach Anleitung, das Fädeln und ein sauberer Umgang mit Klebstoff sind weitere wichtige Grundvoraussetzungen für den Schulanfang.
Hier haben wir eine Ausmalvorlage für Sie bzw. Ihr Kind. Haben Sie bereits ein Termin bei uns vereinbart, so drucken Sie sich die Vorlage (nach Möglichkeit) einmal aus und geben Sie diese zur Bearbeitung Ihrem Kind.